Ach, du brachst in Deinem Zimmer
Arg mit Deiner Kühne durch!
Niemals, lieber Freund, Du Schlimmer,
Löscht sich aus dies Lüneburg!
Warum hast du meinen Puls gefühlt?
Erschien ich krank in Deinen Armen?
Ich weiß, wenn du Onkel Doktor spielst,
Dann ist es Zeit, mich selbst zu warnen!
Oh, Espenlaub! Wie läppisch ist Dein leises Zittern,
Wenn jemand Deinen schwachen Stamm bewegt!
In meinem Inner'n rüttelt es an tausend Gittern,
Wenn über mich der Liebesorkan fegt...
Du hast auf meinem Busen still gebetet
Und mir mit Heiligkeit ins Aug' geblickt..
Dann war dein ganzes Antlitz wüst gerötet
Und das Plümoh war wie von einer Schacht zerstückt.
Was ist die Liebe, wenn das Herz verbrennt,
Weil sich das Schönste, was man hat, verzehret..!
Was gilt die Frau, die nach dem Manne rennt
Und dabei heiligste Moral verkehret!
Oh, wär ich eine Säule nur von Stein,
Erstarrt, von meinen Feinden bös' verflucht!
Erlöst wär' ich von aller Liebespein
Und höchstens ab und an von einem Hund besucht!
Madame Pompadour, sie war so schön figürlich,
so daß der große König sie geliebt.
Ist man von Adel, darf man das natürlich;
Auch ohne, daß man dafür einen Tadel gibt.
Wenn ich liebe, seh' ich Sterne;
Ist's getan, seh' ich den Mond.
Ach, es war nur die Laterne!-
Trotzdem hat es sich gelohnt.
Dein Mund ist wie ein Strauß Narzissen,
Dein Atem ist ein Zephir mild!
Du bist der Schlag, der mein Gewissen
Hervorkehrt wie ein Spiegelbild.
Du flüsterst mir Musik ins Ohr,
Befreist mich von Nöten.
Jetzt Schweig! Sonst stört der Jubelchor
Die Andacht mir beim Beten.
Oh, sprich von Liebe, wenn die Rosen
Erblühet sind zu voller Pracht!
Oh, sprich von Liebe auch beim Kosen,
Wenn unter Dir der Ätna kracht!
Du bist mein König im Purpur,
So nimm mich unter Deinen Mantel...
Und stichel mir ein wenig nur,
Als wär's ein Lächeln der Tarantel.
Es müßten alle Dichter für Dich dichten,
Es müßten alle Sänger für Dich schrein'n
Es müßte jeder Richter für Dich richten,
Es müßte jeder Gott Dein Diener sein.
Laß' heut' die Liebe, Freund, beiseite
Und rüste Dich auf einen neuen Tag.
Sonst ruft der Kuckuck bald zur Pleite
Und treibt Dich aus dem Rosenhag.
Sag', lieber Freund, Dir Goethes Verse auf,
Wenn du mit Zagung an den Alltag denkst,
Ich sage Dir: Es wird Dein Gesang zum Dauerlauf,
Wenn Du mit Wolfgang die Gefühle lenkst!
Ich habe geliebt und bin Dir gut
und denk' an Dich ein Weilchen.
Ach ja, die Liebe Wunder tut,
Hat man das rechte Teilchen.
[...]
Julie Schrader (1907)
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